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Machtdynamiken in der globalen Wissensproduktion: Fachzeitschriften

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Machtdynamiken in der globalen Wissensproduktion: Fachzeitschriften

Diese Reihe zu Machtdynamiken in der globalen Wissensproduktion setzt sich damit auseinander, wie Macht und Wissen auf dem Gebiet der Afrikastudien definiert, verteilt und vorenthalten werden. Sie möchte Fragen der Chancengleichheit beleuchten, die oft im wissenschaftlichen Alltag keinen Platz finden, auch wenn sie integraler Bestandteil  der wissenschaftlichen Arbeit sind. Diese Fragen sind nicht neu. Sie sind seit langem ‚ein zentraler Aspekt unserer akademischen und professionellen Tätigkeiten und beeinflussen die Legitimität unserer wissenschaftlichen Aktivitäten‘ (Marks and Kessi) .

 

Fachzeitschriften

Creative Commons CC0

Die Positionierung von wissenschaftlichen Zeitschriften ist nicht neutral: Ihr Engagement gegenüber dem globalen Süden ist durch mehrere Ebenen ungleicher Beteiligung gekennzeichnet, darunter thematischer Umfang, Akzeptanzquoten und der Impact Factor.

Akademische Zeitschriften operieren in einem Diskurs, in dem „international“ eigentlich „globaler Norden“ bedeutet. Die Abhängigkeit der Wissenschaft vom ISI-Impact-Faktor führt außerdem dazu, dass Forscher aus dem globalen Süden ihre Forschung darauf ausrichten müssen, was für diese Zeitschriften interessant ist, obwohl sie auf die Forschungsagenden des Nordens ausgerichtet sind. Gleichzeitig drängen Entwicklungsvorgaben und staatliche Maßnahmen Forscher des globalen Südens dazu, Forschung zu betreiben, die für lokale Probleme relevant ist, die möglicherweise nicht „international“ oder „akademisch“ genug sind, um die internationalen Zeitschriften zu interessieren (Czerniewicz). Wie Nyamnjoh bemerkt: ‚Afrikanische Wissenschaftler stehen vor einer Entscheidung zwischen dem Verzicht auf lokale Relevanz für globale Anerkennung oder dem Verzicht auf globale Anerkennung für lokale Relevanz‘.

Aber auch Zeitschriften, die sich auf Afrikastudien spezialisiert haben, wie die renommierten englischsprachigen Zeitschriften African Affairs (AA) und Journal of Modern African Studies (JMAS), verzeichnen über einen Zeitraum von 21 Jahren (1993-2013) einen allgemeinen Rückgang von Artikeln die von in-Afrika-lebenden Wissenschaftlern verfasst wurden. Während Einreichungen von Artikeln von in Afrika ansässigen Wissenschaftlern für diese beiden europäischen Zeitschriften zugenommen haben, sind die Akzeptanzraten zurückgegangen (Briggs and Weathers).

Zeitschriften, die ihren Sitz in Afrika haben, haben im Allgemeinen überhaupt keinen, oder keinen hohen Impact Factor. Dies liegt zum Teil daran, dass die Einbeziehung von Zeitschriften in das Web of Science, eine der renommiertesten Zitationsdatenbanken, nicht auf objektiven Kriterien beruht. Das Land, die Sprache und die Disziplin einer Zeitschrift beeinflussen die Wahrscheinlichkeit der Aufnahme in diese Datenbank, unabhängig von ihrer redaktionellen Qualität oder wissenschaftlichen Einfluss (Chavarro and Ràfols). In Bezug auf lateinamerikanische Fachzeitschriften wurden nur 4% in den Index des World of Science 2012 aufgenommen (242 von über 5.000 Titeln laut Juan Pablo Alperin). Das ist eine beachtliche Menge an Peer-Review Forschung aus dem globalen Süden, die einfach nicht gezählt wird (Harle and Cumming).

Dies hat zu einer Situation geführt, in der, laut Pailey noted, ‚Afrikaner immer Wissen über Afrika produziert haben, auch wenn ihre Beiträge in vielen Fällen „ungehört blieben“ und in anderen „absichtlich zum Schweigen gebracht“ wurden‘.

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