Die Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland (VAD) ist in hohem Maße beunruhigt über die Auswüchse einer Debatte, die sich aus der Aufforderung entwickelt hat, Achille Mbembe als Gastredner von der Ruhr-Triennale 2020 auszuladen. Wir stehen – im Einklang mit der VAD-Satzung – für eine gleichberechtigte, vorurteilslose internationale Zusammenarbeit vor allem mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in und aus Afrika. Wir sind der festen Auffassung, dass die deutsche Gesellschaft mehr Austausch mit afrikanischen Intellektuellen benötigt, und sehen diese Ziele im Klima der gegenwärtigen Debatte gefährdet.
Achille Mbembe ist – bedauerlicherweise – eine der wenigen Stimmen aus Afrika, die in Deutschland wahrgenommen wird. Das bedeutet selbstredend nicht, dass seine nun in die Kritik geratenen Aussagen zu Israel unwidersprochen bleiben müssen. Wir fordern jedoch eine sachliche und differenzierte Auseinandersetzung und stellen uns entschieden gegen Auftrittsverbote und pauschalisierende Vorwürfe. Der diffamierende Ton im Umgang mit Mbembe und seinem Werk wird auch von Intellektuellen in ganz Afrika wahrgenommen, die dieser Debatte im besten Fall Provinzialismus und Nabelschau attestieren.
- Wir plädieren für eine Versachlichung von Debatten in diesem Zusammenhang. Das betrifft insbesondere die Debatte zum Verhältnis zwischen Postkolonialismus und der Kritik an der Politik Israels, sowie zu den Grundlagen vergleichender Genozidforschung.
- Wir fordern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Schriften, Argumenten und theoretischen Positionen von Achille Mbembe.
- Wir bekennen uns zur Freiheit der Wissenschaft in Deutschland, Afrika und weltweit. Diese muss einschließen, dass Stimmen aus dem Globalen Süden in Deutschland zu Gehör kommen. Ein solches Bekenntnis kann auch von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in Deutschland erwartet werden.
Der Vorstandsvorsitzende der VAD
Prof. Hans Peter Hahn
Stellungnahme des Exzellenzclusters Africa Multiple, Universität Bayreuth