Der sogenannte Journal Impact Factor (JIF), ist der bekannteste bibliometrische Indikator für das Prestige und den Einfluss eines wissenschaftlichen Journals. Wichtige afrikastudienbezogene Zeitschriften wie African Affairs (Oxford UP), The Journal of African Cultural Studies (Taylor und Francis) und The Journal of Modern African Studies (Cambridge UP) verzeichnen den JIF ihrer Zeitschrift auf ihrer Homepage. Der JIF ist allerdings nicht dazu geeignet, die Qualität von wissenschaftlichen Arbeiten zu messen, insbesondere in den Afrikastudien.
Der Journal Impact Factor wurde ursprünglich von Eugene Garfield entwickelt, um Bibliothekar*innen bei der Indexierung und Kaufentscheidung für ihre Zeitschriftenbestände zu unterstützen. Die Journal Impact Faktoren werden als kommerzielles Produkt von der Firma Clarivate Analytics einmal jährlich in den Journal Citation Reports (JCR) veröffentlicht. Als Datengrundlage dienen die in der „Core Collection“ der multidisziplinären Zitationsdatenbank „Web of Science“ erfassten Zeitschriften und die darin verzeichneten Zitate (Alexandra Schütrumpf 2019).
Der JIF gibt an, wie häufig ein Artikel eines Fachjournals im jeweiligen Jahr im Durchschnitt in anderen Publikationen zitiert wurde. Dazu aggregiert der JIF die Anzahl der Zitate zu Artikeln die in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden und teilt diese Summe dann durch die Anzahl der veröffentlichten Artikel.
Je höher der Wert des JIF, desto höher ist das Prestige und der Einfluss eines Fachjournals. Der JIF hat sich zu einem Qualitätsmerkmal entwickelt – nicht nur für die Zeitschriften, sondern auch für die Wissenschaftler*innen selbst, vor allem bei Entscheidungen zu deren Einstellung oder Beförderung.
Allerdings ist diese Verwendung der JIF-Metrik grundsätzlich falsch: bereits Anfang der 90er Jahre war klar, dass dieser Durchschnitt von einer sehr geringen Anzahl von häufig zitierten Artikel verzerrt wird. Dies macht ihn zu einer unangemessenen Statistik, um etwas über einzelne Beiträge (und deren Autor*innen) auszusagen (Tennant et. al. 2019). Die Durchschnittswerte verbergen nicht nur große Unterschiede zwischen Artikeln im gleichen Fachjournal, sondern auch, dass Zitate nicht unbedingt gute Maßstäbe für Qualität sind (Stephen Curry 2018).
Die Begründung für die anhaltende weite Verbreitung des JIF als allgemein anerkanntes Instrument zur Bewertung von Zeitschriften scheint eher darauf zurückzuführen, dass der JIF einfach verständlich und schnell zu erfassen ist, als auf seine tatsächliche Beziehung zur Forschungsqualität.
Nachteile des JIF für die Afrikastudien
Der JIF hat zusätzliche Nachteile, die besonders für den Bereich der Afrikastudien relevant sind: er ist geographisch und sprachlich einschränkend.
Geographisch: der Gebrauch der JIF- und Journalranking-Metriken führt zu einer Verwechslung zwischen der Reichweite einer Zeitschrift und deren Qualität, denn Fachjournals aus Afrika, Lateinamerika und Südostasien werden kaum in der Zitationsdatenbank „Web of Science“ erfasst (2018).
Sprachlich: ein weiterer Nachteil des JIFs ist die Ausgrenzung von Forschung in anderen Sprachen als Englisch.
Gebrauch des JIF
Die Bedenken über den falschen Gebrauch des JIF bei der wissenschaftlichen Bewertung sind berechtigt denn viele Universitäten, insbesondere forschungsintensive Einrichtungen, fördern weiterhin die Anwendung des JIF bei Evaluierungen der Forschenden
(McKiernan, Alperin and Fleerackers 2019).
Obwohl unangemessen, verwenden viele Länder, darunter beispielsweise Südafrika, ein zweistufiges Bewertungssystem, das Artikel, die in JIF-bewerteten oder in internationalen Datenbanken verzeichneten Fachzeitschriften veröffentlicht werden, automatisch eine höhere Punktzahl (z.B. Typ A) und solchen, die lokal veröffentlicht werden, eine niedrigere Punktzahl (z.B. Typ B) zuweist.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG 2010) hat sich bereits vor gut zehn Jahren sich gegen den Einsatz des JIF als qualitatives Bewertungskriterium wissenschaftlicher Leistung ausgesprochen. Erst kürzlich (2019), veröffentlichte das Web of Science von Clarivate Analytics – also die Organisation, die den JIF berechnet, einen Bericht, in dem dargelegt wurde, wie die Zweckentfremdung des JIF „die tatsächliche Forschungsleistung verschleiern kann“.
Alternativen zum JIF
Statt des JIF können informativere und leicht zugängliche bibliometrische Indikatoren auf Artikelebene verwendet werden, wie z.B. „Altmetric„. Eine Reihe von Initiativen schlägt inzwischen alternative Systeme zur Forschungsbewertung vor, darunter das Leiden Manifesto oder die Initiative San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA). Jüngste Entwicklungen (2019) rund um Plan S, eine Initiative für Open-Access-Publikationen, fordern die Umsetzung solcher Initiativen sowie grundlegende Veränderungen im Wissenschaftskommunikationssystem.